Es war einmal …

… ein hübsches kleines Puppenmädchen namens Tilda. Sie hatte ein wunderschönes Kleid an, das war rot und hatte tolle schwarze Punkte. Ihr Mama nannte sie deswegen gern “mein kleiner Marienkäfer”. Dann war Tilda immer ganz froh.
Eines Tages spazierte Tilda über ihre Lieblingswiese, die mit dem kleinen Bach. Es war ein wunderschöner Frühlingsnachmittag, und sie schnupperte in die Luft, um ja keinen zarten Duft zu verpassen. Sie roch Blüten, und Gras und den kühlen Bach. Tilda war glücklich, und die Sonne lachte mit ihr um die Wette. Als sie sich gerade hinhockte, weil sie glaubte, ein vierblättriges Kleeblatt entdeckt zu haben, hört sie auf einmal ein leises Schluchzen im Gras. “Wer kann das sein?” dachte sie, und begann, zwischen den grünen Halmen nach dem Wesen zu suchen.
“Nein, schau mich nicht an!” piepste jemand leise mit tränenerstickter Stimme.
Tilda wunderte sich. “Wer bist du denn?” Sie erblickte einen kleinen roten Käfer, der sich verschämt unter einem Grashalm zu verstecken versuchte.
“Ich hei….ich hei….ich heiße Nullpunkt”, antwortete der Käfer.
“Ach so”, antwortete Tilda. “Und warum weinst du?”
“Alle la … la … lachen mich aus, weil ich keine Punkte habe!” brach es aus dem Kleinen hervor.
“Aber du bist doch trotzdem wunderschön!” versuchte Tilda ihn zu trösten.
“N … n … nein! Ich bin ein MARIENKÄFER, da braucht man Punkte! Sonst ist man kein richtiger. Ich habe sooo lange gewartet, aber sie sind einfach nicht gewa …. gewa … gewachsen!” schluchzte Nullpunkt.
Tilda sah den Kleinen an. Er war so traurig, dass sie es kaum ertragen konnte. Ihr Herz wurde ganz weich. Wie gern würde sie ihm helfen! Da kam ihr eine Idee.
“Möchtest du vielleicht meine Punkte haben?”, fragte sie den Kleinen fröhlich.
“A … aber da geht doch nicht! Dann hast du ja keine mehr!” protestierte Nullpunkt.
“Ach, ich brauche sie nicht so dringend wie du!”, versicherte Tilda. Sie nahm ihre Punkte, und gab einen nach dem anderen auf Nullpunkts Flügel. Mit jedem Punkt schien der Kleine zu wachsen. Die Tränen versiegten, und machten einem glücklichen Lächeln Platz. Seine Augen strahlten und sein Mund lächelte von einer Gesichtshälfte zur anderen.
“So”, sagte Tilda, als sie fertig war. “Jetzt hast du einen neuen Namen: Vielpunkt!”
Der kleine Käfer breitete seine Flügel aus und verrenkte sich fast den Hals bei dem Versuch, sie genau zu betrachten. “Danke, liebes Mädchen!”, rief Vielpunkt, breitete seine wunderschönen gepunkteten Flügel aus und schwirrte vor Tildas Gesicht. Er gab ihr einen kleinen Käferkuss auf die Nase und schwebte in einem eleganten Bogen davon. “Das werde ich dir nie vergessen!” hörte Tilda noch, bevor der Kleine verschwand.
Tilda hüpfte über die Wiese nach Hause.
“Hallo, meine kleine Kirsche”, sagte ihre Mutter, “es gibt Abendbrot!”