In der einen oder anderen Facebook Gruppe gibt es schon Erfahrungsberichte zu Amazon handmade, das seit einigen Tagen Etsy und vor allem dawanda Konkurrenz macht. Der Marktplatz ist neu in Europa, in den USA läuft das Geschäft mit handmade Produkten über Amazon bereits seit einigen Jahren erfolgreich. Auch Immertreu war dabei.
Amazon Handmade: Die Optik
Die Seite präsentiert sich aufgeräumt und frisch mit den gewohnt übersichtlichen Kategorien. Der oben abgebildete Banner wird flankiert von einem etwas hektischen Video und den „empfohlenen Kunsthandwerkern“. Das ist mit den Dawanda Logenplätzen vergleichbar, nur dass die Shops hier gleich ins Auge fallen.
Darunter sind die Kategorien angeordnet. Übersichtlich, kompakt, farblich reduziert. Es folgen ein Banner und knapp 60 einzelne Produkte, die als die „beliebtesten“ deklariert sind. Hier hat amazon eine Auswahl aus allen möglichen Kategorien vorgenommen, die vielleicht nach den sonstigen Vorlieben des Nutzers sortiert sind, wer weiß das schon?
Die Teilnehmer
Aktuell sind 10.542 Produkte im Handmade Bereich verfügbar, deren Herkunft wie folgt verteilt ist:
- China (26)
- Deutschland (9.219)
- Estland (1)
- Frankreich (79)
- Griechenland (22)
- Großbritannien (192)
- Indien (2)
- Irland (18)
- Italien (415)
- Lettland (4)
- Niederlande (23)
- Österreich (156)
- Polen (16)
- Schweden (1)
- Slowakei (7)
- Spanien (297)
- Türkei (1)
- Ungarn (34)
- Vereinigte Staaten (1)
Was China in dieser Liste macht, ist mir schleierhaft. Es gibt weitere europäische Amazon-Marktplätze: Bei Amazon.co.uk, Amazon.es, Amazon.fr und Amazon.it sind ab sofort ebenfalls rund 30.000 Artikel aus den Werkstätten und Arbeitszimmern von etwa 1000 europäischen Kunsthandwerkern erhältlich.
Die Artikel sind in zehn verschiedene Kategorien wie Schmuck, Accessoires, Spielzeug, Kunstwerke und Küchenutensilien unterteilt. Drei der Kategorien sind in einem Block verlinkt.
Auch personalisierte Artikel und Wunschbestellungen sind möglich. Hierfür hat Amazon extra Felder eingerichtet, die der Kunde entweder ausfüllen kann oder bei denen er zwischen verschiedenen Optionen wählen kann. Für Hersteller wie mich, die Namensstickereien anbieten, eine echte Erleichterung im Vergleich zu Dawanda, wo Einzelheiten zur Bestellung im Kommentarfeld des Kaufes geklärt werden müssen. Das dies überhaupt möglich ist, muss man den Kunden oftmals erklären. So sieht die technische Lösung bei Amazon beispielsweise aus:
Auf der rechten Seite sind vier verschiedene Optionen zu sehen.
Amazon handmade: Die Gebühren
Zum Start des Programms fallen keine Shopgebühren an. Das soll sich jedoch Ende 2017 ändern, wenn jeder Verkäufer auch bei amazon handmade mit 39 Euro monatlich zur Kasse gebeten wird. Bis dahin fallen nur dann Gebühren an, wenn es zu einem Kauf kam, und zwar 12 % oder mindestens 50 Cent.
Auch wer bereits als regulärer Verkäufer bei Amazon tätig ist, kann ein kostenloses Shopabonnement für Handmade bekommen, wenn er nicht mehr als 40 nicht-handgemachte Produkte außerhalb des Handmade-Bereichs anbietet.
Meine Meinung
Wir werden es bei Amazon versuchen, wenn wir eine Einladung erhalten. Falls nicht, dann soll es eben nicht sein, ich habe schon von Kreativen gelesen, die eine Absage erhielten mit der Begründung, sie würden nicht ins Konzept passen.
Die Auswahlkriterien bei Amazon handmade sind eindeutig sehr viel strenger als bei Dawanda. Man muss Fotos von seinem Herstellungsprozess und von seinem Arbeitsplatz einsenden, wenn man sich bewirbt. Natürlich hat es Amazon auch nicht nötig, jeden Verkäufer anzunehmen, denn das Unternehmen verdient ohnehin genug.
Viele haben schon mitbekommen, dass das Geschäft bei dawanda nicht mehr so läuft, wie es einmal war. Besonders die Gebühren von Amazon finde ich im Vergleich interessant, denn wenn man Artikel bei Dawanda immer wieder nach vorn schieben muss, um überhaupt gesehen zu werden (teilweise muss man sich zwischen Riesenshops bewähren, dass gilt gerade für die Materialverkäufer), dann kann das schnell ins Geld gehen. Ich habe gehört, dass es eine 12 % Regelung bei Dawanda gibt, bei der man keine Einstellgebühren bezahlt und dafür 12 % Provision statt der regulären 5 %. Wer sich zu diesem Thema mal im Forum umschaut, wird feststellen, dass hierdurch wieder ein Ungleichgewicht entstanden ist, denn diese Shops kommen durch die „Neu einstellen“ Funktion ohne zusätzliche Investition immer wieder nach vorn. Zudem ist diese Regelung anscheinend nicht für jeden Shop verfügbar.
Ist Amazon eine Konkurrenz für die existierenden Marktplätze?
Etsy ging als erste Plattform für handgemachte Produkte an den Start, das war 2005. Ein reichliches Jahr später tauchte Dawanda auf der Bildfläche auf, gesponsort von der Holtzbrinck Verlagsgruppe und augenscheinlich von Etsy inspiriert. Alle diese Plattformen sind Wirtschaftsunternehmen, auch wenn es bei Dawanda am Anfang noch recht „kuschelig“ war und die Verkäufer einen guten Kontakt untereinander hatten. Konkurrierende Seiten wie vondir und einige andere, deren Namen mir entfallen sind, konnten den Erfolg von Dawanda nie erreichen. Das ist auch kein Wunder, denn es geht nicht um die Idee allein, sondern auch um die finanziellen Mittel, die Idee auch unter die Leute zu bringen.
Bei Amazon handmade habe ich da keine Sorge, und auch wenn das Unternehmen von vielen kritisch betrachtet wird, darf man eines nicht vergessen: Amazon ist die Mutter aller Internet-Versandgeschäfte. Es wurde 1994 gegründet, kurz nachdem das Internet aus den Regierungsbüros kam und für das „gemeine Volk“ verfügbar war. Was den Flair betrifft, so ist er bei Dawanda seit einiger Zeit verloren gegangen, seitdem immer mehr offensichtliche Massenproduzenten dort verkaufen und die Belange der Verkäufer oft nicht gehört werden. Mal schauen, wie sich das alles entwickelt! Amazon handmade ist der Beweis dafür, dass handgemachte Produkte endgültig in der Mitte der Gesellschaft angekommen und nichts Exotisches mehr sind. Und das ist, wie ich finde, ein echter Fortschritt.
Wer Dawanda anklickt, ist bereits auf der Suche nach handgemachten Produkten. Amazon handmade kann die Schwelle senken, indem die Produkte auch den Kunden angezeigt werden, die eigentlich etwas anderes suchen. Ob es zu diesen Überschneidungen kommen wird, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Wir beobachten die Entwicklung jedenfalls gespannt!
Was sagt ihr dazu, werdet ihr eure handgemachten Produkte bei Amazon handmade anbieten, oder lehnt ihr die Plattform ab?
Hallo Ela, das ist ja ein interessanter Beitrag. Ich denke gerade darüber nach, ob ich Glück hatte, dass amazon meine Bewerbung so schnell positiv beantwortet hat. Es hat nur zwei Tage gedauert, so dass ich schon vor dem offiziellen Start anfangen konnte meinen Shop einzurichten und zum Start hatte ich schon einige Artikel im Shop und habe auch gleich am ersten Tag zwei Artikel verkauft. Das war am 22.09. Auf das Geld warte ich noch, Womit wir bei einem weiteren Nachteil wären, Amazon hält deine Einnahmen nämlich ca. 14 Tage fest. Das finde ich blöd, weil ich oft auf Bestellung fertige und dann von der Vorauszahlung Material einkaufen kann. Seit dem ersten Tag habe ich übrigens nichts mehr verkauft, habe nur Nachrichten von Interessenten erhalten. Das finde ich komisch und komme leider nicht dahinter, warum…Die Gestaltungsmöglichkeiten im Shop finde ich schön (wenn man erst einmal weiß, wie es geht jedenfalls) Besonders toll sind die Möglichkeiten der Einrichtung personalisierbarer Artikel. Das ist echt genial. Was ich blöd finde (oder ich habe es noch nicht entdeckt) ist, dass du zwar den Traffic auf deiner Seite an jedem Tag sehen kannst, aber du kannst leider nicht sehen, wie oft einzelne Artikel angeschaut wurden oder ob jemand Artikel in seine Merkliste übernommen hat. Das ist bei daWanda deutlich besser.
Liebe Grüße
Heike von heikchens kram
Hallo liebe Ela, ich habe auch schon von AMAZON handmade gehört. Bin mir aber sehr unsicher. Ich habe die Anfänge von AMAZON Marketplace kennengelrnt. Inzischen hat man als privater keine Chance mehr, seine gebrauchten Bücher ect. loszuwerden. Auch musste ich feststellen, dass AMAZON sich am Markt orientiert und versucht, den Markt zu beherrschen. So wurde auch nach jahrelangem Kampf eine rmeiner damals besten Lieferanten für Kuschelziere von AMAZON abgeworben. Wir hatten einen sehr erheblichen Umsatzeinbruch und die Marke ist inzwischen nichts besonderes mehr. Du schreibst, dass du Fotos vom Herstellprozess und von deiner Werkstatt zeigen musstest. Das halte ich für bedenklich, denn mein Herstellungsprozess ist mein Betriebsgeheimnis. Ich hätte hier Angst, vor Nachahmung. Ich werde wohl nicht auf AMAZON anbieten und auch nicht auf Dawanda. Die gründe hast du ja schon genannt. Ich verkaufe sehr gut auf Facebook und Insta und freudigerweise auch über meine eigene Homepage. Das reicht mir . Ich hab ja nur 2 Hände. Aber ich drücke dir mit deinen Immertreus fest die Daumen, dass sich alles so entwickelt, wie du es dir vorstellst.
Liebe Grüße
Christine
Die Einnahmen werden jetzt sogar noch länger festgehalten. Die Freigabe erfolgt erst 7 Tage nach dem Ende der voraussichtlichen Auslieferungsfrist. Das kann dann schon einmal 5 Wochen dauern.
Dabei ist es egal, ob der Kunde einen Artikel bereits früher erhalten hat.
Amazon ist sehr verkäuferunfreundlich mit seinen Bedingungen. Das Internet liefert jede Menge Beispiele von Verkäufern, die sehr, sehr unzufrieden damit sind, wie sie von Amazon behandelt wurden und werden. Insbesondere geht es oft um „eingefrorene“ Konten und verspätete oder nicht erfolgte Auszahlungen. Als Verkäufer gilt man nichts bei Amazon. Ich denke, dass Etsy und Dawanda sich noch lange keine Sorgen machen müssen.