Comeback der kleinen Läden?

Comeback der kleinen Läden?

Ich spüre, es liegt etwas in der Luft – nämlich mehr Zusammensein, gemeinsam arbeiten, handarbeiten, usw. Wir sind dermaßen durchdigitalisiert, dass die reale Welt an den Rändern unserer Wahrnehmung zu verschwimmen scheint. Corona hat dem Ganzen die Krone aufgesetzt. Auch wenn viele von uns es mögen, auch 2025 nicht mehr ständig ins Büro zu müssen, Menschen sind soziale Wesen und die anderen fehlen uns. Das gilt auch für Menschen, die im Arbeitsalltag dauernd mit Menschen zu tun haben – ihnen fehlen oft die richtigen „anderen“.

Ich habe das Gespür – denn zu jeder Bewegung gibt es eine Gegenbewegung – dass wir wieder mehr zusammen sein werden. Vielleicht in neuen, kleinen Läden, die mit SINN angefüllt sind und nicht mit sinn-losem Kommerz? Unsere Innenstädte könnten von scheintot zu sinnhaft werden, wenn wir diese kaum noch vermietbaren Räume erobern.

Was gibt es magischeres als eine Gruppe Frauen an ihren Spinnrädern? Wie schön wäre es, voneinander zu lernen und Räume zu haben, in denen wir ganz wir selbst sein können?

Ich bin weder eine Lehrerin noch eine Initiatorin, aber ich kann hoffnungsvolle Impulse geben … und genau das möchte ich heute tun. Vielleicht braucht es nur eine kleine Idee, die wie ein Same aufgeht. Vielleicht einen Ort, an dem Menschen zusammenkommen können, um sich auszutauschen, zu unterstützen oder gemeinsam etwas Schönes zu schaffen. Einen Ort, der nicht darauf abzielt, Konsum anzukurbeln, sondern Gemeinschaft. Wo man spürt: Hier wird gelacht, gelernt, gearbeitet, geträumt.

Stellt euch vor, wie so ein Raum aussehen könnte – eine gemütliche Ecke mit Garn und Wolle, Tischen voller Werkzeuge und Materialien, und vielleicht einem großen Topf Tee (und Sekt, wer mag) in der Mitte. Ein Ort, an dem sich Geschichten verweben und Verbindungen entstehen. Ein Ort, an dem Handarbeit nicht nur ein Hobby ist, sondern ein Weg zurück zur echten Welt, zu echten Menschen.

Ich träume von mehr Orten, an denen die Zeit langsamer vergeht, an denen unsere Hände und Herzen arbeiten dürfen. Wo Kreativität statt Geschwindigkeit zählt. Wo wir uns gegenseitig ermutigen und gemeinsam etwas schaffen können, das bleibt.

Kennt ihr einen kleinen Laden, der so etwas sein könnte? Oder eine Freundin, die mit euch Handarbeiten und träumen möchte? Dann quatscht doch mal drüber – lasst uns gemeinsam neue Räume schaffen und das, was möglich ist, weiterdenken! 💛

Übrigeeeeeens! Man kann sich auch online zum gemeinsamen Werkeln verabreden!


Schlaufuchs mit Stricknadeln: Wie ich meine ersten Maschen (fast) nicht selbst gemacht habe

Schlaufuchs mit Stricknadeln: Wie ich meine ersten Maschen (fast) nicht selbst gemacht habe

Ein Schal war das erste, das ich jemals gestrickt habe – und zwar in der Schule. Schlaufuchs, der ich war, habe ich mir eine sehr dicke Wolle ausgesucht, um schnell fertig zu werden. Hier, wo Vorstellung und Realität kollidierten, litten meine kleinen Finger und meine Geduld an der Handhabung von Nadeln Nummer Acht. Eine Lösung war schnell gefunden – ich ließ einfach andere an meinem Werk stricken. Hier mal eine Nachbarin, dort eine Verwandte – es ging zügig voran. Das Ergebnis war jedoch eher eine Berg- und Talfahrt, eine Mischung aus ausufernder Breite und beklemmender Straffheit.

So entstand ein Strickstück, das schließlich ein Schattendasein zwischen Lavendelsäckchen und verwaisten Vorder-, Rück- und Ärmelteilen führte – oder durch das gnadenlose Aufribbeln in einen neuen Inkarnationszyklus eintrat, ohne Garantie, dass es jemals mehr sein würde als genau das: ein Platzhalter in der ewigen Wollevolution.

Seither stricke ich lieber selbst. Nur beim Entwirren lasse ich mir weiterhin gern helfen. Wie im richtigen Leben!

Dicke Nadeln sind jedoch nach wie vor meine heimliche Leidenschaft. Bei meinem jüngsten Projekt – einem Schal, natürlich – entschied ich mich trotz aller Empfehlungen für Nadeln der Stärke Sechs. Und siehe da, das Ergebnis war eine unerwartet kuschelige Weichheit, fast als hätte ich damit die groben Fehler meiner Anfängerzeit sanft in Wolle gewickelt und in etwas Schöneres transformiert. Ein Schal, der nicht nur warm hält, sondern sich auch ein bisschen anfühlt wie ein Neuanfang.

Das Garn ist Gomitolo Arte 1016 – und es gibt viele weitere tolle Farben, von denen ich natürlich schon einige gebunkert habe.

Warum Stricken ein kleines Abenteuer ist – und bleibt

Stricken ist für mich mehr als nur eine Handarbeit. Es ist ein Mikrokosmos, in dem Geduld und Kreativität, Erfolg und Scheitern so dicht beieinanderliegen wie Masche an Masche. Jeder, der je einen Knoten aus Wolle entwirrt hat, weiß: Es ist wie Meditation – nur mit dem kleinen Nervenkitzel, dass am Ende ein Loch im Muster lauern könnte.

Doch gerade das macht es so charmant. Manchmal hat eine unperfekte Reihe mehr Charakter als ein makelloses Stück. Es erzählt von einem schlechten Tag, an dem die Konzentration flöten ging, oder von einem Moment, in dem der Gedanke „Ach, das merkt doch keiner“ triumphierte.

Und es gibt diese magischen Augenblicke, in denen alles stimmt: Das Garn gleitet wie von selbst über die Finger, die Nadeln klackern in beruhigendem Rhythmus, und am Ende des Abends hält man etwas in den Händen, das mehr ist als nur Wolle. Es ist ein Stück Zeit, eingefangen und mit Leben gefüllt.

Wenn ich heute stricke, denke ich oft an meinen ersten Schal zurück. Nicht an die Fehler, sondern an das Gefühl, etwas Eigenes zu schaffen – auch wenn es nur mithilfe anderer halbwegs gelungen ist. Dieses Gefühl bleibt. Und vielleicht ist das der wahre Grund, warum ich immer wieder zu den Nadeln greife.

Handmade Intelligence v.s. KI? +Stricktuch mit Hebemaschen

Handmade Intelligence v.s. KI? +Stricktuch mit Hebemaschen

Es gibt Menschen, die lernen schnell und beginnen immer wieder neue Strickprojekte, bei denen sie etwas lernen können. Bei mir ist es etwas anders – wenn mich etwas begeistert, dann wiederhole ich es gern. Ähnlich ist es bei Musik, die ich mag – da läuft ein Song schon mal den halben Tag.

So geht es mir mit Lizas Tuch „Polka Dots“. Davon habe ich in diesem Jahr einige gestrickt. Das liegt bestimmt auch an der Wolle Colorissimo aus 100% Schurwolle (Merino extrafein von Lana Grossa) und der Ecopuno aus Baumwolle, Merino und Alpaca, ebenfalls von Lana Grossa, die es in unglaublichen 69 Farben gibt (Werbelinks). Die Wolle fühlt sich beim Stricken einfach total schön an.

stricktuch

Jaa, das Tuch muss ich noch spannen 🙂

Beim Stricken kann man sich so seine Gedanken machen, und hier sind meine zum Thema Handarbeit:

Die Freude, etwas selbst zu machen, kann keine KI ersetzen; und niemand kann sie uns stehlen!
Die Welt wandelt sich rasant und viele Tätigkeiten, die wir als kreativ einordnen würden, werden bereits von künstlicher Intelligenz erledigt. Nadel und Faden werden jedoch immer noch auf die gleiche Art und Weise eingesetzt. Wir brauchen nur einen Haken oder zwei Stöckchen und einen laaaangen Faden, um ein Tuch, einen Pullover, eine Decke oder Socken zu fertigen. Natürlich braucht das momentan niemand von uns wirklich, doch wir wissen, wie es geht!

Es ist dieses Wissen, dieses Gefühl von Tradition und Handwerk, das uns mit früheren Generationen verbindet. Mit jedem Stich, den wir setzen, weben wir nicht nur Fäden zusammen, sondern auch Geschichten, Erinnerungen und ein kleines Stück unserer Persönlichkeit. Jede Masche ist einzigartig, jede Farbe eine bewusste Wahl – das macht unsere Werke zu etwas, das keine Maschine replizieren kann.

Die Freude, wenn aus einem wirren Knäuel ein greifbares Ergebnis entsteht, ist unvergleichlich. Es ist ein Prozess, der Geduld, Hingabe und manchmal auch ein bisschen Frust erfordert. Aber genau das macht das Endergebnis so besonders. Wir erschaffen nicht nur etwas Nützliches, sondern auch etwas Sinnvolles – für uns selbst oder für die Menschen, die uns am Herzen liegen.

Und wenn wir diese alten Fähigkeiten pflegen, halten wir auch ein Stück Selbstbestimmung in einer Welt, die immer automatisierter wird. Vielleicht ist es genau diese kleine Rebellion gegen das schnelle, austauschbare Konsumieren, die das Handarbeiten so erfüllend macht. Es erinnert uns daran, dass wir die Fähigkeit haben, mit unseren eigenen Händen etwas zu schaffen, das bleibt.

Stricktuch mit Hebemaschen

Geht’s dir auch so? Dann fühlst du mein Motto:

Handmade fürs Leben!

Also, ich lasse weiter die Nadeln klappern. Ciao, Kakao!